Der Schwarzenborner Hagelgans

von Horst Breitbart im Mai 2009 überarbeitet

 

 

Der mit Vornamen unbekannte Oberaulaer Hagelgans  (bzw. Hailgans, Heilgans, Hehlgans, Halgans oder auch latinisiert Fulicanus), geboren um 1460 in Butzbach als Sohn des dortigen mehrfach genannten Bürgermeisters Heintz Halganns, lebte quellenmäßig belegt seit vor 1500 in Schwarzenborn und starb dort nach 1526.

Dass dieser Oberaulaer Hagelgans tatsächlich der Sohn des Butzbachers Heintz ist, lässt sich u.a. mit der Schreibweise des Namens bestätigen. Auch mit der Verbindung von Butzbach und  Schwarzenborn durch das dortige Archidiakonat der Propstei des Kollegiatstiftes St.Stephan zu Mainz, Erzbistum Mainz und dem Archidiakonat Butzbach des Bistums Mainz.

 

 Die Oberaulaer Hagelgans Nachkommen der 1.und 2.Generation sind in allen Quellen nie  mit der Vorsilbe  „Hagel“ benannt worden sondern immer nur mit „Heil“ bzw. „Hehl“ oder „Hail“ oder „Hal“, also in fast gleicher Schreibweise wie der des Heintz Halganns aus Butzbach. Die Schlusssilben waren  auch schon im 15.und 16.Jahrhundert und bis in die Gegenwart immer „Gans“

 

Nachdem Freiherr Hermann von Dörnberg  (1495 bis 1529), der u.a. auch Patron von Scharzenborn , Schwarzenborn gehörte seit 1465 zum von Dörnbergschen Patronat, war, 1523 evangelisch geworden war -   Patrone bestimmten in jener Zeit über die Konfessionszugehörigkeit der Kirchen und ihrer Gemeindemitglieder  -  wurde Hagelgans 1523 evangelisch und mit ihm seine Familie,  von der sein Sohn Johannes dann auch evangelischer Pfarrer werden konnte. Er hatte außer  Johannes noch weitere Söhne, die nachweisbar in Oberaula vor 1569 (Oberaulaer Kirchenbuch) bis 1737 und u.a. auch  in Hausen bis 1775 unter dem Namen Hehlgans bzw.Hailgans bis heute Nachkommen hatten und haben

Dass sein Sohn Johannes studierte, lässt darauf schliessen, dass er die finanziellen Mittel dazu hatte, dass er einen gewissen Wohlstand besaß und dass er wohl ein Gebildeter war und einen Beruf seiner Bildung gemäß ausübte.  Auch, dass ein Sohn Theologie studierte und Pfarrer wurden, lässt in einer Zeit des allseits herrschenden religiösen Desinteresses  - es war eine Zeit starken religiösen Niedergangs, der erst von der Reformation sehr langsam behoben wurde,   - auf ein besonderes und starkes Interesse seiner Familie am evangelisch-christlichen Glauben und religiöser  Erneuerung schließen.

Von den Freiherren von Dörnberg zu Oberaula/Hausen -  ein bereits im Mittelalter vorkommendes Adelsgeschlecht und noch heute Besitzer hoher Vermögenswerte u.a.. großer Ländereien -  ist das außerordentliche, starke und tatkräftige Eintreten des Hermann von Dörnberg für die Reformation dadurch bekannt, dass er enge religiöe und persönliche Verbindungen hatte zum Gründer der evangelischen Kirche von Hessen, Landgraf Philipp von Hessen, zu den theologischen Vorbereitern der Homberger Synode 1526 gehörte, der Gründungssynode der Ev. Kirche von Hessen, zu den vom Landgrafen beauftragten Kirchenvisitatoren zählte und in Begleitung des Landgrafen am Reichstag zu Speyer 1529 den  Landgrafen „ am getreusten beraten und den Katholiken am meisten widerstanden habe“. Über den Landgrafen, einem treuen Weggefährten des Reformators Dr. Martin Luthers, hatte der Freiherr Hermann von Dörnberg auch Kontakte zu Luther, der auch an dem scheinbaren  „Überfall und der Verschleppung Martin Luthers“ 1521 auf die Wartburg führend beteiligt war – so in den bis heute überlieferten und glaubhaften Aussagen der Familie von Dörnberg.

 

Eine belegbare Verbindung des Freiherren Hermann von Dörnberg mit Hagelgans ergibt nicht nur durch den Patronat über Schwarzenborn der von Dörnbergs sondern auch aus der Besetzung der Pfarrstelle in Schwarzenborn 1523 durch Hermann mit Hagelgans’ Sohn Johannes, dem evangelischen "Mietling oder Cappellan", für den 1525 in Schwarzenborn ein Sohn nachweisbar ist. Dieser Johannes hat auch von Schwarzenborn aus pfarramtliche Dienste in Oberaula verrichtet und war später Pfarrer in Oberellen bei Eisenach.. Schwarzenborn stand damals wie heute mit vielen anderen Kirchen der Umgebung  unter dem Patronat derer von Dörnberg und diese hatten wie bei allen damaligen Patronen u.a. das Recht, Pfarrstellen durch ihnen genehme und geeignet erscheinende Pfarrer zu besetzen. Von Dörnbergs Besetzung der Schwarzenborner Pfarrstelle mit Johannes Hagelgans, dem Sohn des Schwarzenborner Hagelgans; kann nur aus einer engen dienstlichen und persönlichen Beziehung des Hermann  von Dörnberg zum Schwarzenborner Hagelgans und dessen Sohne Johannes verstanden werden .(Herm.v.Dörnberg hat u.a. 1523 Breitenbach/H mit einem evg..Pfarrer besetzt .Gleiches kann von Oberaula/Hausen gesagt werden. (vgl „O.Hütteroth .“ zu Pfarrer Molenheim S.244)

 

Aus diesem ergibt sich:  1. Hagelgans konnte mit seiner akademischen Ausbildung nirgends in Schwarzenborn Anstellung finden als beim Hess. Landgrafen  mir dem Amt des Schultheißen des Gerichtes Oberaula mit dem Sitz in der nach 1469 (dem großen Brand in Schwarzenborn) vom Langgrafen erreichteten und noch heute  erhaltenem Amtssitz, der sog. „Burg“ auf der Südwestseite der Stadtmauer und zwar als Schultheiß des „Gerichtes“ Oberaula (quasi Oberbürgermeister der Region Oberaula).  Diese Stellung hat er um 1495 angetreten zur Zeit des frommen Katholiken und Amtmannes von Ziegenhain, dem Hans von Dörnberg (1465 – 1505) . 2.  Sein Übertritt zum Protestantismus mit lutherischem Glauben konnte nur von dem  tatkräftigen, treuen und überzeugten Anhänger Luthers, von  Hermann von Dörnberg, seinem Dienstherren und Kirchen-Patron, ausgegangen, vielleicht auch zu einem  gläubigen evangelischen Christen verholfen haben. Der Schwarzenborner Hagelgans war  also ein gebildeter, wohlhabender, angesehener und evangelisch gewordener  landgräflicher Schultheiß des „Gerichtes“ Oberaula.

Seine ehemalige Wohn- und Wirkungsstätte, die „Burg“ zu Schwarzenborn, besteht bis heute Wer ihm geistig und geistlich " begegnen"  möchte, der mache sich auf nach Schwarzenborn zur dortigen „Burg“

 

Quellen: siehe unter Hagelgans Quellen :U.a. Privatarchiv der v. Dörnbergs im Staatsarchiv in Marburg .Georg Dehio: Handbuch d. dt. Kunstdenkmäler Band Hessen  Stichworte: Hausen, Herzberg. Oskar Hütteroth:  Die Althess. Pfarrer.... Stichwort: Hagelgans. Auskünfte vom Freiherrn Hans Eppo von Dörnberg ,Hausen  Pfarrerverzeichnisse von Oberaula und Schwarzenborn. Aufsatz: „Hermann von Dörnberg und die hessische Reformation  in “Schwälmer Jahrbuch 1984“, und auch die Quellen über Schwarzenborn (Erich Kayser, Fred Schwind)

 

Wie schon anderswo erwähnt:  Der Schwarzenborner Hagelgans hatte auch in Oberaula und später auch in der unmittelbaren Umgebung Oberaulas zahlreiche Nachkommen mit mehreren Familienzweigen. Etliche dieser Nachkommen mit dem Namen Hagelgans, Hailgans, Halgans, Hailegans und vor allem Hehlgans lassen sich bis heute im Oberaulaer Raum nachweisen. Zur Zeit (2007) gibt es weltweit etwa 40 von ihnen im Mannesstamm, vornehmlich in Hessen und davon die meisten im Oberaulaer Gebiet.

 

Quellenmäßig belegt gab es in Oberaula im 16.-20.Jahrhundert mehrere Hagelgans ( Hehlgans Hailgans oder auch Heilegans bzw. in ähnlicher Schreibweise),z.B. einen Johannes, der für Oberaula für die Zeit von vor 1569 (Oberaulaer Kirchenbuch) erwähnt ist sowie den Hans Hagelgans, der 1613 als Oberaulaer Bürger Zinsen an die Pfarreikasse von Schwarzenborn zahlt. (Quelle Walter Hagelgans) Unter ihnen auch die Hehlgans Z.B. den Adam Martin Hehlgans,  der um um 1785 in Oberaula geboren ist und am 28.2.1815 die Kleinenseeer Anna Christine Bröll in Kleinensee geheiratet hat..Oder auch den Johannes und den Heinrich 1775 in Hausen, oder auch den Hans und Heinrich 1833 in Olberode Die Oberaulaer Hagelgans Nachkommen des 1.Oberaulaer Hagelgans habe ich nicht erforscht.