( Kurzfassung der Geschichte der Russlanddeutschen übermittelt von Heinrich Hagelgans )

 

Schon lange vor planmäßger Ansiedlung deutscher Bauern gab es in Russland Deutsche. Bereits im Mittelalter ließen sich Kaufleute der deutschen Hanse in Nordrussiand z.B. in St. Nowgorod nieder. Unter der Herrschaft des Zaren. lwan (von 1533-1584) wurden Fachleute vermehrt ins Land geholt z.B. Handwerker, Baumeister, Ärzte und Offiziere.

In Moskau entstand im Jahr 1652 eine Vorstadt die sogenannte "Nemezkaja Swoboda". Es war ein Lieblingsort von Zar Peters I. (1682-1725) Kindheit. Er war auch der Erste von den russischen Zaren, der den Prozess der Europäisierung Russlands einleitete. Viele deutsche Fachleute zogen in seine Umgebung Vor 1763 Jahr bestanden nur in den größeren Städten wie Moskau, Petersburg, Odessa deutsche Gemeinden mit eigenen Kirchen und vorbildlichen Schulen. Ganz anders verhielt es sich mit den geschlossenen Siedlungen der deutschen Kolonie an der Wolga in der Südukraine und im Kaukasus. Alle diese Siedlungen bekamen später einen landwirtschaftlichen Charakter

 

Wir Russlanddeutschen haben uns oft gefragt, warum unsere Vorfahren vor fast 250 Jahren die Heimat verlassen haben und ausgewandert sind. Friedrich Rink meinte 195o dazu: "Um sie zu verstehen, müssen wir bedenken, dass es damals kein Deutschland gab, das in Notzeiten für seine Bürger hätte eintreten können....."  Und Notzeiten gab es wahrhaftig nach dem 30-Jährigen und dem 7-Jährigen Krieg in den zahllosen Kleinstaaten Deutschlands. Fruchtbare Landschaften waren der Heimat entrissen, andere waren verwüstet und verarmt. Flüchtlinge irrten umher und suchten vergebens Unterkunft und Arbeit. In den hessischen Mittelgebirgslandschaften, vor allem im Vogelsberg und  Odenwald  - die Heimat der Wolgadeutschen  - haben die Menschen besonders viel Leid erlitten.  Über die Gebiete Vogelsberg und Odenwald - zur Grafschaft Hessen-Darmstadt gehörend -  erfahren wir von Pfarrer Johannes May, der von 1751 - 1796 in Eberstadt wirkte. Geradezu schauerlich ist das Bild, das er von der schweren Nöten der Menschen zeichnete: Riesige Wildschäden, Unfruchtbarkeit des Landes und hohe Abgaben, Frondienste und z.T. Wucherzinsen ließen viele Menschen tief verschuldet sein und zwangen viele dazu, auch noch das wenige und spärliche Ackerland  und alle Besitztümer zu verkaufen.

Gerade in dieser Zeit gab es in den Weiten Russlands großes zusammenhängendes,  fruchtbares, unbewohntes und ungenutztes Land. 

 

Dazu ein kurzer Ausflug in die russische Geschichte jener Zeit:

Ende des 16. Jahrhundert führte des russische Zar Iwan der Schreckliche Krieg mit den Tataren und eroberte das ganze tatarisches Reich im Wolgagebiet mit zwei starken Festungen Kazan und Astahan. Es war ein riesiger Raum im Norden von der Oka bis zum Kaspischen Meer. Weil im 17.Jahrhundert viele Russen  in der Folge unheilvoller Kriege diese Gebiete verließen waren sie für neue Siedler offen. 

Am 05.01.1762 starb die Zarin Elisabeth, sie war die Tochter von Peter dem Großen. Nach ihrem Tod kommt als Nachfolger Zar Peter III.  auf den Thron. Er war der Enkel von Peter dem Großen und auch Enkel vom schwedischen König Karl XII. Mit ihm setzt sich die Romanow Dynastie als rein deutsche Linie Romanow-Holstein-Gottop auf den russischen Thron. Nach Peters III . Ermordung 1762 wurde seine Gattin als Katharina II.  Zarin von Russland.  Unter ihrer Herrschaft führte Russland zwei erfolgreiche Kriege gegen die Türkei. Nach dem Friedensschluss gingen die nördlichen Gebiete vom Schwarzen Meer an Russland zurück.

 In jener Zeit  hat sich Russland stark militärisch entwickelt, aber die Landwirtschaft war in einem jämmerlichen Zustand. Katharina die Große schrieb in ihrem Bericht 1763 an den russischen Senat: "Das weite Reich unserer Monarchie ist in der Lage, viele Ausländer in seinen sicheren Schoß aufzunehmen und alle gewaltsam gewonnenen Gebiete urbar zu machen und die Landesgrenze gegen Ansprüche von Außen zu verteidigen."

 

Katharinas  Idee war, westeuropäische Handwerker und Bauern in das große wirtschaftlich wenig entwickelte Land zu holen. Das tat sie und wollte damit die russische Wirtschaft zu einem bedeutenden Faktor in Europa machen, um auch im politischen Bereich eine festere Position einnehmen zu können. Sie schenkte den ehemaligen deutschen  Landsleuten ihr Vertrauen. Das erbrachte in den folgenden Jahren gute Ergebnisse.

Mit dem Manifest vom 22 Juli 1763 legte die Zarin die Religionsfreiheit, die Befreiung vom Militärdienst, die freie Wahl des Siedlungsortes und die Unterstützung durch finanzielle staatliche Starthilfe fest, noch dazu gab es Steuerfreiheit über die ersten 30 Jahre. Das alles hatte die Zarin in ihrem Manifest versprochen konnte allerdings nicht alles erfüllen.

 

Untertitel:    Der Weg von Büdingen nach Russland           

 

Nach glaubhaften mündlichen Überlieferungen gab es,  (Zitat)  "Auswanderungen aus der Büdinger Gegend in den Jahren vor 1767  zum Wolgagebiet in Russland. Diese Auswanderungen nahmen den direkten Landweg von Büdingen ostwärts durch Südpolen , dann nördlich der Karpaten  durch die jetzige Ukraine ostwärts Richtung  Saratow an der Wolga. Diese Auswanderungen erfolgten  im Pferdewagen-Truck von etwa 20 bis 30 Familien mit zwei begleitenden Wegekennern."   Diese Überlieferung wird  gestützt von einer auf einer Steinplatte eingemeiselten Darstellung eines Pferdewagen-Zuges mit einem begleitenden Reiter und mit der rückseitigen Beschriftung:  "Willkommen in der neuen Heimat  24.6.1767 " .Diese Steinplatte ist  im Besitz der Wolgadeutschen Familie Lies, deren Vorfahren sich also 1767 im  bereits am 28. August 1765 gegründete Balzer (im Wolgagebiet) unter dem "Herzlichen Willkommen" durch die dortigen Neusiedler  angesiedelt haben. (Eine Fotografie der Steinplatte ist über Jakob Kunkel auch in meinem Besitz.) Dass mehrere Auswanderungen über den Landweg  auch in den Jahren vor und nach 1767 ins Wolgabebiet unternommen worden sind,  lässt sich durchaus denken. Welche Familien  sich in diesen Trucks befanden  und ob auch nach Kutter Pferdewagen-Trucks mit einer  Hagelgans-Familie  dabei waren,  ist nicht bekannt.

 

Nach meiner Meinung widerspricht diese  Landweg-Überlieferung  nicht der nachfolgenden Schilderung einer Auswanderung über Lübeck, Ostsee, Petersburg, Moskau nach Saratow ! ( so in den Bänden  "Einwanderung in das Wolgagebiet 1763-1772" von Igor Pleve im Mecke Verlag in Duderstadt oder auch Karl Stumpp "Die Auswanderung aus Deutschland nach Russland in den Jahren 1763-1862  Stuttgart 1985) , sondern war für manche Auswanderer aus der Büdinger Gegend vor und nach 1767 eine Alternative zum Seeweg   Aber wie der Weg auch für viele Deutschen aus der Büdinger Gegend gewesen sein mag, Johannes Hagelgans aus Oberau  ist von Büdingen aus als einziger Hagelgans ins Wolgagebiet gezogen und hat sich in Kutter angesiedelt  - und hat m.E. dabei den Seeweg genommen.

 

(Hier nun der Pleve Beitrag, übermittelt von Heinrich Hagelgans aus Laudenbach)

 

Die meisten Kolonisten kamen zwischen 1765-1772. Insgesamt  waren es  30623 Personen, vor allem aus Hessen, Rheinland und Württemberg. Sie hatten ganz verschiedene Schicksale. Tausende Menschen starben unterwegs nach der  Hauptstadt Petersburg. In den Kolonien rund um die Stadt Petersburg wurden 416 Menschen angesiedelt. Weitere 329 Personen in zwei Kolonien in Livland und 283 bei St. Jamburg. Die größte Gruppe von 26676 Personen wurde in die Gegend der Stadt Saratow im Wolgagebiet geschickt. Die Reise nach Saratow vom Hafen Oranienbaum bei Petersburg war lang und beschwerlich, 3292 Kolonisten starben unterwegs, somit ließen sich in den 105 Kolonien 23383 Menschen nieder. Die Liste mit den Namen der Kolonisten wurde bereits an den Sammelstellen der Stadt Büdingen erstellt. Sobald eine Gruppe, damals Transport genannt, zusammengestellt war, ging es nach Lübeck. Zweck der Listen bestand darin, einen Nachweis über das auszugebende Verpflegungsgeld und den zu verteilenden Proviant zu haben. In Oranienbaum, wo die meisten Kolonisten nach Russland sich versammelten, erhielt diese Listen der Kommissar Schmidt und später Kommissar Lemke. In Oranienbaum wurden nach Ankunft der Kolonisten in Russland noch detaillierte Listen von Johann Kuhlberg aufgestellt.  Diesen Listen enthielten die Namen aller Familienmitglieder und das Alter der Kinder, weil davon die Höhe des Verpflegungsgeldes abhing. Der Mann erhielt 15 Kopeken pro Tag.  Die Frau 10 Kopeken pro Tag, ein Kind von 2-17 Jahre 6 Kopeken pro Tag, ein Kind bis 2 Jahre alt 2 Kopeken pro Tag .

 

Die Kuhlbergs Listen enthielten außerdem Angaben über Konfession, Herkunftsort und Beruf Viele Menschen siedelten sich in 45 Kolonien auf der Bergseite des Flusses Wolga an. Die weiteren 59 Kolonien wurde auf der linken Seite der Wolga gegründet. Die Transportkosten für eine Familie lagen zwischen 35-40 Rubel. Die Kosten für die Reise von Büdingen zum Lübecker Hafen übernahm die russische Regierung.

 

Untertitel:    Die Geschichte der deutschen Kolonie Kutter (Popowka)

 

Im Jahre 1765 verließ eine Gruppe von 296 Personen ihre Heimat, das schöne Bergland im Flussgebiet der Fulda, um sich in weiter Ferne eine neue Heimat zu suchen. Schwer war die Reise für die ersten Kolonisten. Die Reise ging von der Stadt Büdingen zum Lübecker Hafen, dann aufs Wasser von Lübeck bis nach Oranienbaum, bei der Stadt Petersburg und über Land durch Urwald und Moor. Fremde Völkern, unbekannte Sprache, Krankheiten, Hunger und Not waren ihre Begleiter. Dazu viele tausende Kilometer schweren Weges. Über 2 Jahre dauerten der Kummer und die sorgenvolle Reise von Deutschland zum Wolgagebiet. Endlich, nach großem Elend kamen die Ansiedler zur Bergseite des Flusses Wolga. Viele fanden ihren Tod auf dem Weg von Büdingen nach Lübeck und noch viel mehr auf dem Weg von Oranienbaum nach Saratow. Am Leben sind von 84 Familien nur 248 Menschen geblieben, 46 Kolonisten starben unterwegs. Vor der Ansiedlung der deutschen Kolonisten konnte man überall Urwald mit vielen kleinen Flüssen sehen, die in die Wolga fließen. Hier begegnete man ab und zu Nomaden-Stämme mit ihren großen Herden. Im Winter zogen diese wegen des vielen Schnees nach Süden in Richtung Kaspisches Meer. Größtenteils war das Land ihrer zuk-ünftigen Bleibe unbewohnt. Nur wilde Tiere wie Wölfe, Füchse, Hasen und Bären fanden hier ihren Platz Gerade hier, am Ufer des Flusses Karamysch hatten die Hessen und die Schwaben am 8.7.1767 ein Dorf unter dem Namen Brenning, -ersterVorsteher der Kolonie war Christoph Brenning -später Kutter, gegründet. Hier wollten die Deutsche ihre neue Heimat finden. Aber dies hat sich nicht erfüllt. Erst später nach 150 Jahren haben die Deutschen verstanden, dass sie von Anfang an und immer in Russland Fremde waren.

Anfangs fehlte es für die Ansiedler an Nahrung, viele hatten noch kein Obdach und sie standen an der Schwelle eines ungewöhnlich kaltem Winters im fremden Land. Doch deutscher Wille und deutscher Fleiß gaben ihre Früchte. In den folgenden Jahren verwandelten die Kolonisten die Wildnis in ein blühendes

Land. Überall roch es nach Wohlstand. Aber Glück und Freude währten nicht lange. Im August 1774 Jahre kam ein großes Heer Kirgisen in den friedlichen Oft der deutschen Kolonisten. Sie plündern den größten Teil der Siedlungen aus. Betroffen waren vor allem die Kolonien Keller und Sarepta. Viele Frauen und Kinder sind vergewaltigt und getötet worden. Die Männer hatten sich vereinigt und mussten ihre Dörfer verteidigen vor den blutgierigen Räubern. Die Zarin Katharina schickte eine große Armee. Der Aufstand dauerte über 2 Jahre. Tausende Menschen starben auf beiden Seiten. Und immer wieder mussten die Kolonisten schwere Arbeit leisten:

Erstens, sich verteidigen als Bollwerk gegen nomadischen Stämme so wie Tataren, Baschkiren und Kirgisen;

zweitens ihre Schulden wie Reisegeld, Startkapital, Kosten für das Land mussten die Kolonisten zurückzahlen; die Schulden lagen zwischen 300 und 500 Rubel. 1 Pferd kostete damals 7-9 Rubel, eine Kuh 6-7 Rubel, ein Ladewagen 3-4 Rubel.

Schließlich

drittens: die Wildnis musste man zu Ackerland machen und das war eine schwere Arbeit. Aber der Fleiß und harte Arbeit brachte Wohlstand und Ordnung. Es wurden schöne Kirchen und Schulen gebaut. Es entstanden verschiedene Werke wie Windmühle, Ziegelei, Schmiede und Verkaufsläden. Im Laufe der Zeit bauten sich die Kolonisten schöne große Häuser. Vor 1900 bestand das Dorf Kutter aus 294 Häusern mit über 1100 Bewohnern.

 

Aber die Zeit blieb nicht stehen !

Am Ende des 19 Jahrhundert verschlechterte sich wegen politische Auseinandersetzungen zwischen Russland und Deutschland die Lage der deutschen Bevölkerung. Die Aufhebung den Selbstverwaltung, die Einführung der russischen Sprache im Schulunterricht , das Verbot für deutsche Bauernfamilien , Land für die wachsenden Bauernfamilien zu verkaufen, das alles macht das Leben schwer.

Viele Familien verkauften dennoch ihren Besitz und reisten nach Amerika und Kanada aus. Aus der Statistik wissen wir, dass in den Jahren 1901-1911 rund 104000 deutsche Siedler Russland verlassen haben. Sie hatten Glück gehabt ! Dann kam der erste Weltkrieg und mit ihm der Befehl im Jahr 1915 : Alle Deutschen, die in Westrussland und weniger als 150 km von der Grenze entfernt lebten, sollten in einer Woche ihre Häuser und ihren Besitz verkaufen und nach Sibirien fahren. Wie es wirklich war, kann man aus folgendem Lied erkennen:

 

Aus Wolhynien sind gezogen

Die Verjagten arm und reich.

Keiner ging den Weg auf Rosen

Alle waren sie jetzt gleich

 

Sonntag früh am fünften Juli

Grade zu der Erntezeit

Müssen uns die Trübsal schulen

Alte arm und reiche Leut.

 

Angespannt und schwer beladen

Stand der Wagen vor der Tür Ach wie ist es doch so schade

Alles andre bleibt jetzt hier.

 

So beschreibt dies Lied die tragische Geschichte einer deutschen Augenzeugin!

In dieser so kurzen Zeit konnte man nicht alles verkaufen, so haben alles die Russen weggenommen

 

Im 1919 bricht der Bürgerkrieg in Russland aus. Er dauerte über 3 Jahre. Über 10 Millionen Menschen verschwanden für immer. Hunger und Not herrschten im ganzen Land. Viele deutsche Bauer verließen ihre Heimat im Wolgagebiet und zogen nach Westsibirien, wo die Lage nicht so schlecht war. Viele suchten den Weg durch China, um nach Kanada oder Australien auszuwandern. Damit die Auswanderung der deutschen Bauern gestoppt werden sollte, entschied sich die Sowjetregierung 1924, die deutsche Autonomie an der Wolga zu gründen. Die Lage besserte sich aber nicht für lange Zeit. Schon im Jahre 1928/29 gründete die Sowjetregierung die Kolchosen (Kommunen) und nahmen zwangsweise den ganzen Besitz der Deutschen weg. Diejenigen, die sich weigerten, kamen ins Gefängnis. Im Jahr 1929 versuchen noch einmal viele Deutsche auszuwandern aus dem kommunistischen Russland. Über 20 000 Menschen in Moskau erwarteten die Genehmigung. Aber nur wenige bekamen die Möglichkeit zur Ausreise. Um die 5000 Menschen durften nach Deutschland zurück, sie hatten Glück! Der Rest von über 15000 Menschen mussten sich nach Sibirien auf den Weg machen, wo fast alle ihren Tod fanden.

Im Jahr 1941 brach der zweite Weltkrieg mit Deutschland aus. Die deutschen Truppen marschierten in Russland ein. Und wieder waren die Russlanddeutschen Schuld. Es kam der Befehl, innerhalb von 3 Tagen sollten die letzten 550000 Wolgadeutsche sich für den Weg nach Sibirien bereit machen Alle Männer kamen in Gefangenschaft, sie mussten als Sklaven in den Gruben arbeiten oder Eisenbahngleise verlegen. Die getrennten Frauen mussten den Urwald roden und die Kinder mussten in Kinderheime, wo sie wegen sehr schlechter Ernährung langsam starben. Es war ein richtiger Genozid gegen Russlanddeutsche . Es gibt ein Lied dazu:

 

Nach Sibirien muss ich jetzt reisen

 Muss verlassen die blühende Welt

Schwer beladen mit sklavischen Eisen

 harret meiner nur Elend und Kält'

 

Mit Gewalt von den Meinen gerissen

Mit Gewalt von den Meinen getrennt

Kann im Leben sie nie mehr küssen

Die mich Vater und Gatten genannt

 

Ach, wer trocknet den Meinen die Tränen

Die die Lieben in Unschuld geweint

Mit der Rache will ich mich versöhnen

Nenne mir, o du Schicksal, kein Freund

 

O, Sibirien, du eiskalte Zone

Wo kein Zugpferd die Fluren betritt

Wo kein Funken der Menschheit mehr wohne

Wo das Auge keine Hoffnung erblickt .

 

Noch einmal Heinrich Hagelgans wörtlich: So endet die Geschichte der deutschen Kolonien an der Wolga. Alles, was die Deutschen aufgebaut und doppelt abbezahlt haben, ging an die Russen. Und die deutschen Dörfer wurden als russische Popowka umbenannt. Es war der größte Fehler von unseren Vorfahren, nach Russland auszuwandern und eine Heimat in der Fremde zu suchen, die sie aber dort nie gefunden haben.

 

Ende