Zu dem Bösen, was den Deutschen in Russland jahrzehntelang widerfahren ist, Raub, Vertreibung, Enteignung, Internierung und Tötung   - Hungern und Verhungern waren wohl meist Kriegsfolgen, die nicht nur die Deutschen in Russland sondern fast das ganze Russland erfasste, wenn das Verhungern auch da und dort bewusst den Deutschen in Russland angetan worden ist  -  also,  zum Bösen gehörte auch die Diskriminierung der Deutschen bis in die 80er Jahre hinein.

 

Von solcher Diskriminierung schreibt Jakob Kunkel: Es war im Winter 1987, als ich im  Lastwagen von Andreas Knaub mit  in die Hauptstadt des Altaigebietes Bamaul fuhr, etwa 400 km von Podsosnowo entfernt. Abends fuhren wir zu einem  Hotel um zu übernachten. Als wir an der Rezeption die Pässe abgegeben hatten, wie üblich, wenn man ein Hotelzimmer buchen wollte   - im  Russische Pass stand selbst- verständlich Nationalität Deutscher, da gab man uns die Pässe zurück und sagte: " Zurzeit haben wir keine Zimmer frei,  aber wenn Sie möchten, können Sie gerne warten, denn  möglicherweise wird ein Zimmer frei".

Wir setzten uns der Rezeption gegenüber, um die Zeit abzuwarten und lasen die Zeitung, die auf dem Tisch lag. Nach einiger Zeit  hat mir jemand leicht auf die Schulter geklopft und  ich schaute über die Schulter auf einen  guten Bekannten aus der  Universitätszeit. Er fragte mich, ob ich auch hier übernachten wollte, aber antwortete nicht darauf sondern sagte zu ihm: " Du hast Glück, weil du ein Zimmer reserviert hast." "Nein" sagte er und wurde rot im Gesicht wie ein Krebs.

Punkt Mitternacht mussten wir das Hotel verlassen, der Haupteingang wurde abgeschlossen.

Vor dem Hotel stand der LKW von Andreas Knaub und wir saßen die ganze Nacht durch im LKW bei  minus 50 Grad Außentemperatur. Das Führerhaus der Russischen LKWs waren lange nicht so beheizbar wie die LKW's z.B. im Kanada. Ich habe gedacht: wir erfrieren trotz des ununterbrochen laufenden Motors.

 

Die ganze Nacht hindurch schauten wir auf die Fenster des Hotels. Am Morgen um 6 Uhr kam mein Bekannter aus der Universitätszeit und bat,  dass wir zu ihm ins Zimmer kommen sollten,  um und aufzuwärmen und Morgentoilette zu machen. Unterwegs zum Zimmer legte er mir ein Geständnis ab, dass er für unser Erleiden nichts konnte und bestätigte, dass mehrere Zimmer auf seiner Hoteletage wo er übernachtet hatte, frei waren.

 

Und weiter Jakob Kunkel :

Im November 1956 wurde die diskriminierende Auflage, sich als Deutsche täglich bei der Kommandantur zu melden aufgehoben und ab1961 wurden den Deutschen in Russland Russische Pässe ausgestellt, selbst -verständlich mit der Angabe Nationalität Deutsch.

Der Russische Pass wurde nur darum ausgestellt, weil bei mehreren Unterlagen die Passdaten  erfordelich waren.

Obwohl 1956 die Kommandantur aufgehoben worden war, hatten die Deutschen bis 1961 kaum Möglichkeiten,  den Ort zu verlassen, weil sie sich nicht ausweisen konnten.

Rehabilitiert wurden die Deutschen erst 1982 ohne irgendwelche Ansprüche auf Entschädigung.

Obwohl die Deutsche 1982 rehabilitiert worden waren, bekamen sie auch weiterhin die Diskriminierung zu spüren.

 

Leider fühlen sich manche Deutschen aus Russland auch hier in Deutschland diskriminiert, ob deswegen viele Deutsche aus Russland Deutschland verlassen und tausende Familien jährlich  nach Kanada, Paraguay, oder zurück nach Russland auswandern !?

 

Sie werden hier im Deutschland als Russen gesehen und manchesmal wird ihnen direkt in die Augen gesagt:

"Sie sind doch ein Russe!"

 

Das wird von den Deutschen aus Russland als Schimpfwort aufgenommen.

Gerade die Deutschen aus Russland mussten in Russland die Verantwortung tragen für die Untaten, die von deutschem Boden aus auch  den Russen im  Ersten aber vor allem im Zweiten Weltkrieg angetan worden waren.